Kahlschlag am Weigandufer

Das Weigandufer - Bild links mit Grün; Bild rechts nach der Rodung

 

Neukölln soll schöner werden. So oder ähnlich wurde es in Berliner Zeitungen und vom Neuköllner Bezirksamt verbreitet. Es geht um das bereits laufende Sanierungsprogramm zur Umgestaltung von Straßenzügen und Grünanlagen. Anwohner können in Bürgerbeteiligungsverfahren ihre Meinung kundtun und Ideen beisteuern. Für ökologische Belange gäbe es eine Ökologische Baubegleitung. Das klingt gut. Ist es das auch?

 

Die Bürgerbeteiligung zeugt nicht von basisdemokratischem Verständnis der Neuköllner Politik sondern ist Vorschrift nach dem Baugesetzbuch des Bundes. Einige Mitbürger haben sich im Beteiligungsgremium für den Bereich Sonnenallee/Weigandufer eingefunden. Sie sind nicht zufrieden. Sie fürchten, dass eine Aufwertung des Bezirks gegen ökologische Grundsätze und Klimaschutz im Gange ist, welche Immobilienpreise und Mieten in die Höhe treiben wird. Sie klagen, mangelhaft über Details und Planungsänderungen informiert zu werden. Unbürokratische Einsicht in vollständige Planungsunterlagen wird ihnen verweigert.

 

Schockierend war die Totalrodung des Gehölzbestandes Ende Februar im Weigandufer im Bereich Wildenbruchpark. Bislang war von einer Ausdünnung die Rede. Noch in einer Pressemitteilung vom 15. Februar wurde behauptet, dass nur Wildwuchs und Gebüsch gerodet, Bestandsbäume aber in die neue Planung integriert würden. Das Beteiligungsgremium hatte sich einstimmig gegen eine Totalrodung ausgesprochen. Briefe von besorgten Anwohnern an Bezirksbürgermeister Hikel (SPD) wurden unwirsch beantwortet. Offenbar wurde alles zu Wildwuchs erklärt. Alles bis auf einen letzten Baum ist gerodet worden.

 

In der Diskussion über die ökologischer Beurteilung der Rodung musste der Leiter des Grünflächenamtes dann offenbaren, dass es während der Planungsphase gar keine ökologische Baubegleitung gegeben hatte – entgegen bisheriger Verlautbarungen. Es verwundert daher nicht, dass bislang keine ökologische Expertise vorgelegt werden konnte. In der jetzigen Bauphase wurde auch kein Ökologe sondern ein Gartenbauingenieur berufen. Er soll lediglich große Bäume schützen, welche nach dem Berliner Baumschutzgesetz nicht gefällt werden dürfen. Das ist viel zu wenig, damit hier von Ökologie gesprochen werden kann. Wer glaubte, dass ökologische Fragen umfassend berücksichtigt würden, sah sich enttäuscht.

 

Anwohner sollen nun immerhin über den Standort der neuen Pflanzen mitreden dürfen.

 

Das Anliegen der Anwohner erfährt in Zukunft hoffentlich eine höhere Wertschätzung. Es wäre schön, wenn sich mehr Bürger beteiligen, Ideen einbringen und den „Machern“ auf die Finger sehen

 

wu

 Kontakt: Weigandufer@kuk-nk.de.

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