Neuköllner SPD-Bürgermeister verteidigt Rodungen am Weigandufer

Nur minimales Entgegenkommen nach Bürgerprotesten

Bilder: AK

Steine des Anstoßes vs. grüne Oase - Bild rechts: Saniertes Weigandufer im Bereich Wildenbruchpark    -   Bild Links: Weigandufer im noch unsanierten Zustand 

 

 

Zur Junisitzung des Beteiligungsgremiums, der offiziellen Anwohnervertretung für das Sanierungsgebiet Sonnenallee, waren Bürgermeister Hikel und weitere hohe Vertreter der Neuköllner Verwaltung, darunter die Leiter des Stadtentwicklungsamtes und des Straßen- und Grünflächenamtes,  geladen. Thema war die Sanierung des Uferweges im Weigandufers entlang des Neuköllner Schifffahrtskanals. Es wurde mit einer hohen Anzahl interessierter Anwohner gerechnet, Aus diesem Grund fand der Termin diesmal ausnahmsweise im geräumigen Cigli-Sitzungssaal des Rathauses Neukölln stattfand. Knapp 10 Vertretern der Verwaltung standen rund dreißig Anwohnern gegenüber. Viele waren zum ersten Mal in dieses Gremium gekommen.

 

Die Atmosphäre war angespannt und die Erwartungen waren hoch, Denn aufgrund von Anwohnerprotesten hatte die Verwaltung angekündigt, die Sanierungspläne zu überdenken. Die neuen Pläne sollten vorgestellt werden.

 

Am Wildenbruchpark sind die Folgen der begonnenen Sanierung bereits zu besichtigen. Der schattenspendende Grünstreifen wurde gerodet und der Uferweg wurde massiv verbreitert und mit Gehwegplatten versiegelt. Dort, wo vormals hochgewachsene Sträucher Schatten spendeten, brennt jetzt an heißen Tagen die Sonne ungehindert auf mit Steinplatten versiegelte Flächen. Anwohner nannten  diese Sanierungspolitik des Bezirksamtes angesichts von Klimawandel mit Extremsommern, Insekten- und Vogelsterben unzeitgemäß und rückwärtsgewandt. Sie wollen keine weiteren Rodungen auf dem bislang noch unsanierten 340m langen Teilstück zwischen Wildenbruch- und Fuldastraße. 

 

Jedoch: Die Verwaltung blieb hart. Der Grünstreifen sei verwildert und ungepflegt. Er würde als Müllabladeplatz benutzt, behindere die Sicht zum Wasser und das Ufer stelle einen Angstraum dar. Durch die Rodungen würde das alles besser werden. Außerdem soll der Weg barrierefrei werden. Dafür müsse der Gehwegbereich verbreitert werden. Dadurch ergibt sich zwangsläufig die Notwenigkeit einer Rodung. Außerdem dürfe das anfallende Regenwasser nicht in die Kanalisation oder in den Kanal abgeleitet werden. Es müsste vor Ort in Sickermulden versickert werden. Auch dafür seien die Sträucher des Grünstreifens im Weg. Als neustes Entgegenkommen bot die Verwaltung an, im Anschluss an die Rodung 138 Sträucher wieder zu pflanzen. Ursprünglich waren keinerlei Sträucher für die Wiederbepflanzung vorgesehen. 

 

Die Anwohner überzeugte das nicht. Die Rodungsargumente der Verwaltung hätten Sie längst widerlegt. Initiativen wie Fridays for Future oder der Volksentscheid „Rettet die Bienen“ in Bayern zeigen, dass man längst weiter sei im Denken. Auch zu diversen Berliner Senatsprojekten wie der "Charta für den Erhalt des Stadtgrüns" stünden die Sanierungspläne im Widerspruch. Für die Barrierefreiheit des Uferweges gab es zwar Verständnis. Einige Anwohner waren aber der Ansicht, dass eine Rodung hierfür nicht notwendig sei. Sickermulden seien ebenfalls nicht notwendig, schon gar nicht in dem geplanten Ausmaß. Darüber hätte man sich bei der Senatsverwaltung für Umwelt informiert. Die Vertreter der Neuköllner Verwaltung lehnten es ab, die alternativen Vorschläge der Anwohner genauer zu prüfen. Sie beharrten darauf, dass Barrierefreiheit ohne Rodung nicht möglich sei.

 

Die Stimmung blieb aufgewühlt bis zum Schluss. Eine detaillierte Präsentation der neuen Pflanzpläne kam denn auch nicht zustande. Es blieb bei dem Unverständnis und der Empörung über die Kahlschlagpolitik.

 

Viele Besucher äußerten sich im Anschluss an die Sitzung erstaunt über den aggressiven und überheblichen Umgangston einiger Behördenvertreter. Eine Ausnahme bildete Bürgermeister Hikel, der mit ruhiger Stimme Verständnis für die Anwohner äußerte, ansonsten aber voll die Linie seines Bezirksamtes vertrat. Er will in der Augustsitzung (26.8.2019, Richardstr.5) wiederkommen und die Diskussion mit den Bürgern fortsetzen (26.8.2019, Richardstr.5).

 

Vertreter von CDU, Grünen oder Linken waren nicht anwesend. Sie scheint das Thema nicht zu interessieren.

 

A. Knopp, 14.7.2019

 

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